Mittwoch, 25. Juli 2018

Alles aus der Schweiz: diesmal der Krimi

Uhrwerk, Käse, Messer, Nummernkonto, Hustenzuckerl: worin liegt das Schweizerische? Friedrich Dürrenmatt als die schweizer Literatur lasse ich gelten. Obwohl das Werk auch schöne beschreibende Elemente hat, auch ein wenig Aktion, sind es doch die Dialoge, die ich hier als erstes kaufen würde. Und die harte Vehemenz, mit der der Leser auf wesentliche Momente gestoßen wird. Wie ich nachlas, ist das Werk als Fortsetzungsgeschichte in einer Zeitung erschienen, und da waren das vermutlich die gut gesetzten Cliffhanger. Die Völlerei am Schluss, das Finale, Bärlach und Tschanz, brilliant, atemberaubend. Nicht umsonst ein Klassiker. Schweiz eben.

Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker.


Montag, 23. Juli 2018

Der Leser kehrt zurück zum Buch und hin zum Ort

Jetzt liest Du ein Buch und bist begeistert. Auch vom Austragungsort der Geschichte, die auch ohne Ort schon mehr als ausreichend wäre. Und die Idee, dort hin zu reisen setzt sich fest. Und nachdem es Jahre später Wirklichkeit geworden ist, nimmst Du das Buch natürlich mit: jetzt, wo Du den Norden direkt auf Dich wirken lassen kannst. Vielleicht siehst Du den Showdown des nördlichsten Polizeipostens Rügbull und des Malers Max Ludwig Nanson auch mit anderen Augen. Vielleicht sogar mit etwas weniger Begeisterung als beim ersten Mal. Hoffentlich nicht das Alter? Abgestumpft? Oder eben schon bekannt und nichts Neues mehr gefunden. Bleibt immer noch die Landschaft und die Farben.

Siegfried Lenz: Deutschstunde (Bd.28 SZ-Bibliothek)

Sonntag, 1. Juli 2018

Dieses Histörchen hat es nicht geschafft herüber

Heute gilt, je mehr desto. Je mehr man hat, desto (vermeintlich) glücklicher ist man. Wie sonst könnte erklärt werden, dass so viele Leute so viel überflüssigen Kram kaufen. Der unstete Lebenswandel ist völlig out geworden. Keiner hält mehr an und nimmt einen Anhalter mit. Wer keine Adresse hat, den gibt es quasi nicht. Wie sollen wir die Geschichte von Danny und seinen Freunden nach diesen Maßstäben verstehen können. Sicher, die Gallonen von Torellis Provenienz sind stets im Spiel. Ein Dach über den Kopf ist Luxus, und der Besitz macht sogar Unruhe, sodass sich Danny bei Zeiten verflüchtigt. Glücklicher ohne als mit Besitz. Wo findet man so etwas heute noch. Nirgends. Alle, die das vorgeben, sind als Heuchler abzutun. Geist über Materie? Freund, das ist das einundzwanzigste Jahrhundert!

John Steinbeck: Tortilla Flat.
Sz-Bibl. Bd.40