Samstag, 27. Dezember 2014

Aller Anfang ist leicht

Ein Buch über das Lesen, noch dazu vollständig durchkonstruiert und mit jeder Menge direkter Ansprache meiner, also des Lesers: und trotzdem fesselnd genial. Lauter Anfänge, einer spannender als der andere. Und keiner wird je fortgesetzt. Aber das ist das Schema: eine Rahmenhandlung, die zunehmend skurriler wird, in einem Maße, wie wir sie auch einem anderen Autor, der von Burkhart Kröber übersetzt wird, nämlich U.E. zutrauen würden. Und dann jeweils das erste Kapitel. Und wundersam, durch Druckfehler, Verlust, Diebstahl, Beschlagnahmung - immer ist das zweite Kapitel und der Rest nicht zugänglich. Und dann am Ende, das dicke Ende: die Titel der Bücher hintereinander ergeben wieder den Anfang eines Buches. Nicht daß der Autor mit seiner Intention hinter dem Berg halten würde (Seite 208 erklärt er, daß sich jeder Roman erschöpft und in den ersten Seiten alles gesagt sei). Interessanter Gedanke! Damit entläßt man den Leser damit, sich selbst etwas auszudenken. Gewiß haben unzählige Hobbyautoren Werke wie das "Weichbild von Malbork" oder "Ohne Furcht vor Schwindel und Wind" fortgesetzt. Sehen wir doch einfach mal beim Universaltrödler Amazon nach. Anscheinend sind all diese Werke verschollen. Bis auf das erste Kapitel natürlich!

Italo Calvino: Wenn ein Reisender in einer Winternacht.