Dienstag, 28. August 2018

Donnerwetter!

In ein stabiles Hoch, das, einem gut geölten Räderwerk gleich, seine Wege geht, wo jede, wo jeder seine Rolle kennt und spielt, kommt plötzlich Bewegung und es wird gehörig schwül und drückend. Ungemach droht. Bevor Gueret ins Spiel kommt: Frau Londe mit ihrer Neugier und ihrem Restaurant, beides gut in Schuss durch Angele, die verlässlich die Kundenbindung auf eine Weise besorgt, die kein Mann ablehnen kann. So ein Kunde ist auch Herr Grosgeorge und seine Frau wiederum ist zu diszipliniert, hat ihr Innenleben so gut im Griff (oder abgewürgt), dass nichts passieren kann. Aber dann verschiebt sich alles: Gueret verliebt sich in Angele. Angele spielt mit Gueret. Frau Londe will Gueret unbedingt ans Restaurant binden. Gueret ist Hauslehrer bei den Grosgeorges. Frau Grosgeorges ist doch nicht so unnahbar. Und dann bricht der Sturm los. Durch die Abhängigkeiten zieht es alle mit. Das System erweist sich als labil. Jeder versucht, seinen eigenen Leviathan, sein eigenes Monster in sich zu besiegen. Aussichtslos.

Julien Greene: Leviathan. (Bd.43 Sz Bibl)

Montag, 13. August 2018

Doppelt verrückt hält besser

Hier wird zweigleisig gefahren, aber wie! Zum einen haben wir eine bereits aus dem Normalen herausgehende Situation, die aber in der aktuellen Literatur nicht unbeliebt sein dürfte (hier), nämlich ein Mann der seine (jüngere) Frau gezielt Fremden preisgibt, zum anderen hat Arianne noch weitere, noch verrücktere Geheimnisse. Außerdem wird in zwei Richtungen erzählt, vorwärts und rückwärts bzw. aus dem Rückspiegel kommend. Das baut mehrfach Spannung auf. Das Erzähltempo, mitreißend, und der Umfang macht es zu einem Buch, das man in einem Zug zu sich nehmen sollte. Man will ja den armen Mario nicht noch länger warten lassen, in dem man nicht weiterliest...

Andrea Camilleri: Mein ein und alles.

Mittwoch, 8. August 2018

Tiefgehende Tiefe

Vor einiger Zeit betrag ich ein als Museum dienendes U-Boot (Typ XXI). Als Zufutter habe ich also zu "Das Boot" gegriffen. Zwar hatte ich die Verfilmung vor längerer Zeit einmal gesehen, aber meistens gibt das Buch, das vor dem Film erscheint, mehr her. Auch hier. Bemerkenswert ist hieran vieles, einmal abgesehen von den technischen Beschreibungen und der Seemannssprache, die man hier lernt, hat Buchheim von einer durchgestylten, effizienten Dramturgie abgesehen und dafür viel Stimmung mitverpackt. Die Gammelfahrt insbesondere ist zu erwähnen. Auch die Szene mit dem spanischen Passagierschiff (fehlt übrigens im Film). Und die Kraft der Charaktäre ist auch im Film unerreichbar, bestenfalls als "angelehnt" zu bezeichnen. Ein kraftvolles Werk, das gerade durch seine Länge und dadurch besticht, dass es nicht explizit wertet, sondern zeigt.

Lothar-Günther Buchheim: Das Boot