Samstag, 9. Februar 2019

Wer fängt den Fänger?

Das ist schon. Weil warum verlangt man genau dann so viel von jungen Menschen, wenn in ihrem Hirn ein Nebel vorherrscht, der jede Sicht auf jedwelche Dinge trübt und - obgleich jeden Moment rational entscheidend - eben diese Rationalität äußerst wandlungsfähig, ja flexibel ist. Das können dann manche besser. Und Holden Caulfield schlechter. Er merkt sogar, dass es in ihm nicht so toll läuft. Und so setzt er an das Ende der Pencey ein paar Tage Selbstfindung in NY. Bringt ihn das weiter? Von außen gesehen nicht. Die Reaktion seiner Eltern, der Lehrer kann man sich ausrechnen. Aber das ist ja ein grundsätzlicher Fehler der Erfolgsgesellschaft, dass Scheitern nicht als Fortschritt angesehen wird, wobei man ja aus Fehlern oft intensiver lernt, wie wenn alles immer gleich klappt. Vielleicht sollte man von der Vorstellung eines immer konstanten Geistes von einem hoch variablen ausgehen, der manchmal in kürzester Zeit Unfassbares bewältigt, dann wieder in gefühlt ewig nichts. Aber das Schulsystem mit dem fixen Takt in Unterrichtseinheiten, Tagen, Wochen, Semestern mit Noten, Zeugnissen und auf Mittelköpfen ausgerichteten Unterricht, das ist da nicht zu gebrauchen. Ehrlich gemeinte Alteernativen? Nicht in Sicht. Und so wird Holden wieder eine Schule besuchen, bis eben die "blöde Zeit" vorbei ist oder er wirklich abhaut oder es den Eltern zu bunt wird.

J.D. Salinger: Der Fänger im Roggen.

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