Donnerstag, 2. Juni 2016

In diesem Treibhaus gedeiht zumindest der Text



Wenn der Anspruch, den ein Buch an einen Leser stellt, auch noch Freude bereitet, dann muß es schon gut gelungen sein; denn seien wir ehrlich: wieviel Spaß macht ein Buch, wo man sich vor lauter Anspruch durchquält, nur um sich zu beweisen, daß man (auch) Anspruchsliteratur verträgt. (Natürlich gibt es inzwischen der zwei Polen endlose Weiten) Nebst ausgefeiltem Wortgebrauch ist auch das Thema des „Treibhauses“ von Koeppen klassisch angelegt und doch nicht allerweltlich. Die Beziehung der Innenwelt eines Menschen, der von Keethenheuve, zur Außenwelt, zu einem Deutschland, das langsam und unter gewaltigem Ächzen nach dem Krieg wieder aufsteht. Wo sich die vorher Etablierten wieder etablieren. Die Gutgläubigkeit und der positive Impuls, den Keethenheuve von Außerhalb mitgebracht hat, verflüchtigt sich da rasch.


Wolfgang Koeppen: Das Treibhaus. SZ-Bibl. Bd.27

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