Samstag, 26. Dezember 2009

Rauhe Wellen, Von Trier ganz zahm

Ein Hinweis in der Zeitung auf diesen Film hat mich zu ihm (Breaking The Waves) geführt. Man solle sich, so das Essay zum Thema Wünschen, bei der Äußerung von Wünschen in Bedacht nehmen, einerseits, wolle man denn tatsächlich, daß der Wunsch wahr wird? Verschwindet nicht der Reiz am Begehrten zugunsten der Angst, es wieder zu verlieren? Oder hat dann die Erfüllung des Wunsches, wie im Märchen oft, einen Haken. In diesem Film jedenfalls. Bess heiratet Jan, der schon kurz nach der Hochzeit wieder an seinen Arbeitsplatz zurück muß, einer Bohrinsel. Und es folgt einer dieser genial gespielten Dialoge mit Gott, wo Bess in der Kirche knieend einmal selbst, völlig gedruckt und mit hohem, stimmlosen Ton Gott anruft, sich dann selbst den Gegenpart des Dialoges vorsagt, bestimmt, fest, leicht verrückt sogar. Und sie bittet Gott, er solle ihr Jan zurückbringen, er solle für immer bleiben, da sie es die noch offenen zehn Tage nicht mehr aushält. Das tut Gott, aber eben zu wörtlich gemeint: denn Jan erleidet auf der Bohrinsel einen Unfall und kommt vom Hals abwärts gelähmt zurück. Was folgt ist zermürbend, und es wird nicht gerade leichter, als Jan sie um einen schwer erfüllbaren Gefallen bittet. Nun bildet sich Bess ein, wenn sie das tut, was Jan wünscht, wenn sie sich für ihn aufopfert, dann geht es ihm besser. Und hier sind wir beim zweiten christlichen Bild, nämlich den, daß der Sohn Gottes für die Menschen leiden und letztlich sterben mußte: "...prove that you love him, and then he´ll live." Daß Bess also sterben und Jan wieder gehen wird können, wird gegen Ende des zweieinhalb Stunden langen Werkes rasch klar.

Wer neuere Filme von Lars von Trier kennt, z.B. Antichrist, für den sind diese Bilder direkt zahm. Ja, es gibt Blut zu sehen, nackte Körper und dergleichen, aber insgesamt leben die Bilder von den Gesichtern der Schausteller (insb. Bess) und von der Landschaft natürlich, nördliches England, trostlos, und vom Gegensatz Kirche-Krankenhaus. Der 1996er Film bietet auch noch ein vergleichsweise gutmütiges Ende. Liebe im menschlichen und christlichen Sinn ("You can´t love words"), die über alles geht.

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