Dienstag, 5. Januar 2010

Income statment full year 2009

Was haben wir in kultureller Hinsicht in diesem abgelaufenen Jahr nicht alles zu uns genommen! Vielem ist man ja nicht ausgekommen, manchen wollte man auch garnicht auskommen, etwa dem Jahresregenten Joseph Haydn. Hier meine eigene "Kulturbilanz":

Bestimmend sind vier Sachverhalte, die da wären, erstens: Irgendwann zu Beginn der zweiten Jahreshälfte ist mir der Knopf aufgegange und ich habe endlich erkannt, daß es für mich nur einen Radiosender gibt. Schon zuvor hatte ich täglich Ö1 gehört, aber dazwischen auch Popmusiksender. Aber dann bin ich restlos hineingekippt und könnte nicht mehr ohne mein Radio Ö1. Zum Zweiten habe ich diesen Block gegründet als einen weiteren in meinen hunderten Blocks. Obwohl zwar gemessen an jemandem, der wirklich schreiben kann, lächerlich schlecht, bin ichselbst garnicht unzufrieden. Da ist viel Inspiration angekommen und hier eingeflossen. Auch die neuen Genres, "Wortsalat" und "Erfundene Erzählung": damit habe ich mich vom Berichten mehr oder weniger wahrer Ereignisse weggetraut. Das Dritte ist, daß ich mir das Fernsehen praktisch abgewöhnt habe. Nicht die bewegten Bilder an sich! Filme schaue ich nach Download derselben am Computer an, Kino wäre auch noch möglich. Aber eben gezielt, und nicht "was gerade läuft". Durch dieses Setting, nämlich Ö1 und kein TV, ergibt sich, daß ich sehr viel weniger dem allgemeinen Schwachsinn Ö3´schen Zuschnitts (auch wenn ich sowieso seit 12 Jahren kein Ö3 mehr gehört habe) sowie der Werbung (ausgenommen Print/Plakat/POS) ausgesetzt bin. Das wiederum schärft die Wahrnehmung, und wenn man dann z.B. Werbung sieht oder Ö3 hören muß, dann vergeht man fast, ist aber zugleich kurios und entsetzt und wieder froh, wenn es vorbei ist. (Deshalb gehen der Harnoncourt und ich ja zum Hofer: dort gibt es keine Berieselungsmusik). Zum Vierten, wobei ich das teilweise schon länger betreibe, mache ich mir zu bewußt konsumierter Kulturnahrung (z.B. Bücher, Filme, Theater, Musik) Notizen oder sogar Kommentare hier im Block. Dann habe ich auch wieder begonnen, die Zeitung anzustreichen, was mir gefällt, ich lese den Kulturteil wieder zuerst, vor Schlagzeilen, Politik und Wirtschaft. Gerade so, wie in Studentenzeiten, habe mein Buch der schönen Wörter und Gedanken.

Natürlich ist für mich zu fragen, ob ich dieses Niveau (für mich schon sehr hoch) auch 2010 durchhalten werde können. Im Anschluß noch eine Übersicht über bewußt rezipierte Sachen, nicht viel, aber man hat ja auch allerlei anderes um die Ohren.

--- Bücher ---

Nooteboom, Cees (1999): Allerseelen. Bd.33 der SZ-Bibl., 378S.

Gogol, Nikolai (1835-42): Petersburger Geschichten. ~226S.

Lenz, Siegfried (1968): Deutschstunde. Bd.28 der SZ-Bibl., 490S.

Duras, Marguerite (1984): Der Liebhaber. Bd.49 der SZ-Bibl., 95S.

Simeon, Claude (1989): Die Akazie. Bd.22 der SZ-Bibl., 315S.

Stevenson, Robert L. (1883): Die Schatzinsel. 364S.

Röggla, Katrin (2006): Wir schlafen nicht. 220S., Kommentar: "Wer schläft schon?" hier.

Musil, Robert (1906): Die Verwirrungen des Zöglings Törleß. 139S., Kommentar: "'Ich muß krank sein, wahnsinnig!'" hier.

Shem, Samuel (1978): The House of God. 419S., Kommentar: "Blood, Sex and Stethoscope" hier.


--- Filme --- (natürlich nur eine Auswahl, zu der es hier Kommentare gibt):

Vicky Christina Barcelona (2008), Kommentar: "Barcelona Vollgas" hier

In Bruges (2008), dt. "Brügge sehen ...und sterben?", Kommentar: "F***ing Brudge" hier

Erzähl mir was vom Regen (2008), Kommentar: "Sanfter Regen" hier

Breaking The Waves (1996), Kommentar: "Rauhe Wellen, Von Trier ganz zahm" hier

--- Bühne ---

Worst case (Katrin Röggla, 2009, Schauspielhaus), Kommentar: "No worse case" hier

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