Den Regen als Zäsur, das kennen wir von "Hundstage" (U.Seidl) ganz gut, wenn alles schon längst über und übergekocht hat, wenn die Nerven schon garnicht mehr blank liegen, sondern längst in der Mülltonne sind, dann kommt die Abkühlung. Bei "Erzähl mir was vom Regen" verläuft das alles viel sanfter. Erzählt wird die Geschichte eines Filmdrehs einer feministischen Politikerin in der französischen Provinz. Aber in echt geht es um Beziehungen, Beziehungen, Beziehungen. Man könnte sagen, meine Beziehungstypologie zeitgleich dargestellt, nur eben viel nuancierter, von dem frisch verheirateten Paar, von einer möglichen und einer realen Affäre, eine Scheidung, von lange zusammenlebenden, abgestumpften Partnern. Hier holt jeden einzelnen, jede einzelne die Realität ein, so sehr auch zu idealisieren versucht wird. Auf große dramatische Anfälle, auf Ausuferndes hat man verzichtet, wofür ich als längst überfütterter Filmkonsument dankbar bin. Der Film will auch nicht groß belehren, sondern einfach erzählen. Auch bei den Bildern und Schaustellern war man bescheiden in dem Sinn, daß gute Schauspieler mit einem alltagstauglichen Gesicht ausgesucht wurden. Held für mich ist ja Michel, quasi ichselbst: stets geht alles schief. Er bemüht sich ernsthaft: scheitert. Überspielt scheinbare Schwächen: scheitert.
Komische Momente setzen stets ein, bevor es zu politisch wird, etwa bei den Drehaufnahmen zu den Interviews. Naß werden sie, und es wundert mich, daß die Autoren (gleichzeigt Mitdarsteller) so einen runden Schluß gewählt haben, quasi einen Vollschluß. Hätte man auch offen lassen können.
Der Regen, um nun selbst einen Vollschluß zu versuchen, steht sinnbildlich für das, was anscheinend ein Naturgesetz ist: alle stehen ständig im Regen. Wohin man blickt: Imperfektion. Und ist das nicht gut so? Wäre doch langweilig so, und unfreiwillige Komik ist ja oft die lustigste.
Freitag, 20. November 2009
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