Mittwoch, 30. Dezember 2015

Das Cicero Finale

Der dritte und letzte Teil der Cicero Trilogie von Robert Harris, Dictator, bietet ein grandioses Finale. Da ich ihn unmittelbar nach dem zweiten und auch relativ zeitnah nach dem ersten gelesen habe, hatte ich noch (fast) alle Personen und Umstände parat. Es schüttelt Ciceros Leben gewaltig durch, Erfolg und Mißerfolg geben sich die Türklinke in die Hand. Wie im echten Leben! Fehleinschätzungen und unvorhersehbare Entwicklungen machen es schwierig, richtig zu handeln. Bedenkt man noch, daß sehr vieles, vor allem der große Rahmen des Buches auf Tatsachen basiert, ist es schier unglaublich, wie spannend Politik sein kann. Und wie wichtig es für die Nachwelt ist, immer einen Tiro bei sich zu haben, der alles aufschreibt.

Robert Harris: Dictator.

Sonntag, 20. Dezember 2015

Gut, besser - Harris

Geschichte ist fad, hört man immer wieder. Daß das Kleingeister sind, deren Horizont über die Fünfzoll-Diagonale ihres Smartphones (das Phone ist ja smart, der User allerdings...) nicht hinausgeht, ist unbestritten. Verpackt man, wie Robert Harris, Römische Geschichte, genauer nur einen relativ kleinen Teil davon, in Romanform, packend, spannend und nie langweilig werdend, dann ist Geschichte alles andere als fad. Der zweite Teil der Trilogie (Imperium - Titan - Dictator) knüpft an den ersten an, und obgleich man den Modus schon zu kennen glaubt, die handelnden Personen, zieht mich die Geschichte mehr noch rein, als im ersten Teil. Längst habe ich ein Lesezeichen, auf dem ich die wichtigsten Personen und deren Zusammenhänge anführe. Ich harre jetzt freilich dem dritten Teil, brenne darauf, wie die Story des Aufstieglers (homo novus) weiter geht.

Robert Harris: Titan.

Dienstag, 8. Dezember 2015

Fix keine Null

Das übliche Rezept: eine historisch Epoche, weiter oder weniger weit weg, diesmal eher nah: die Zeit nach 1945 in Italien. Dazu schräge Charaktäre, Verlierer, Träumer, die in einen Strudel hineingezogen werden aus Irrwitz, Verfolgungswahn, Spekulation, fehlgeleitete Logik, dazu die üblichen Okkultisten, Satanisten und Freimaurer. Interessant im aktuellen Werk von Umberto Eco der Zeitungshintergrund. Bei der Beschreibung der verschiedenen Kochrezepte für die Zeitung "Domani" fällt einen immer und immer die Kronenzeitung ein: Leserbriefe mit zweifelhafter Provenienz drucken, Gefühle und Empfindlichkeiten der Leser und die Tatsache, daß die Zeitung die Nachrichten macht, nicht umgekehrt. Das Buch ist daneben gespickt mit Andeutungen ohne Ende, aber da liest man, Unwissender, vielleicht oft mal drüber.

Freilich: Verglichen mit meinem Best-Ever "Pendolo" wirkt das Buch blaß und oberflächlich, auch in Bezug auf die Kraft des Absurden, der Verschwörungsphantasie, die immer mehr in die Realität projiziert wird. Andererseits darf das Gespann Eco-Kröber mit über 80 bzw. 75 respektive auch ein wenig kürzer treten, bitte das muß drinnen sein, Freimaurer hin, Okkulte her.

Umberto Eco: Nullnummer.

Freitag, 4. Dezember 2015

Kein so richtiger Waltzer

Nach so einer Vergangenheit, nach so vielen Filmen, so vielen brillianten Schauspielern und Charaktären wieder eins drauf setzen zu wollen: keine geringe Herausforderung. Im 24., aktuellen James Bond Film hat man (wieder) an Altes angeknüpft, auch an den vorhergehenden Teil. Es wurde weder mit Schauplätzen noch Action gespart, Verräter aus den eigenen Reigehen sind praktisch Standard geworden. Daß der Böse am Ende verhaftet wird, ist neu. Von Waltz hätte ich mir mehr erwartet. Insgesamt etwas langatmig, und im Kino etwas laut, hat man more of the same, gleichwohl die Marke weiter ihre Anziehung behalten wird, die Filme Besucher anlocken - wie mich.

James Bond: Spectre.