Donnerstag, 30. März 2017

Kurz der Krieg, langsam der Friede

Nicht daß ich den Film je gesehen hätte. Vielleicht eine Bildungslücke. Aber der Roman von Marageret Mitchell fiel mir in die Hände. Und er ist mit unter 200 Seiten im Vergleich zum Film sehr dünn. In der Erwartung, eine Liebesgeschichte vorzufinden, die sich um Scarlett und Rhett dreht, staunte ich nicht schlecht, als Rhett nur phasenweise auftaucht. Daß sie ein Paar werden, wird in einem Halbsatz abgetan. Aber als Europäer, der in seiner Geschichtestunde ja von einem Krieg zum anderen stolpert, liest es sich schon interessant, daß wie bei so vielen Kriegen die Besiegten auch nicht alles richtig machen; und daß das Aufräumen und Kitten zerbrochenen Porzellans länger dauert, als der Krieg selbst. Im Irak ist immer noch nicht "aufgeräumt", die (Golf-)Kriege waren dagegen lächerlich kurz.

Margaret Mitchell: Gone with the Wind.

Sonntag, 19. März 2017

Das zischt Dir nur so um die Ohren

Jetzt wirkt die Geschichte etwas konstruiert. Der Knast, die Briefe, Vergangenheit: immer schön abwechselnd. Und die Diskussionen zwischen den Händlern ziehen sich hin, zuerst glaubst Du, völlig sinnlos. Aber es wird. Nach einer Zeit fängst Du an, auch schon nur mehr in Formel-I-Fakten zu denken. Dreimal ist eine Antwort. Das Buch liest sich mit unglaublichem Tempo, ein wenig absurd und mit schönem Weihnachtslied am Ende. Haas auch ohne Brenner, ohne seinen mittlerweile legendären Stil, witzig und eigen.

Freitag, 17. März 2017

Brenners Menschwerdung in Zell

Irgendwann kommt man zum Anfang. Zum Erstwerk eben, von Wolf Haas, "Auferstehung der Toten". Erstaunlich, wie ausgefeilt der Stil schon im ersten Band ist. Und versteckt auch ein paar eigene Charakteristika des Autors, wenn man einmal hypothetisch denkt: Gedanken schweifen ab, kann sich nicht auf die Hauptsache konzentrieren, dafür aber auf die Nebensachen, Details und Kleinigkeiten so, als wären sie gleich wichtig. Und das macht viel aus, sich verzetteln (lassen) und über die Hauptsachen stolpern. Kennt man die späteren Bände, ist der Stil noch etwas rauh. Aber das macht Spaß. Wenn man selbst erst unlängst in Zell am See geurlaubt hat, gibt das noch mehr mehr. Und von Schilligen in einem Buch habe ich auch schon länger nichts mehr gelesen.

Wolf Haas: Auferstehung der Toten.

Mittwoch, 15. März 2017

Erotik in Worten ohne Handschellen und Peitsche

In den letzten Jahren bedeutete erotische Literatur für die Massen die Fifty Shades. Ausgehend von den bekannten Filmen mit Silvia Kirstel sind die Emmanuelle-Romane in einer etwas anderen Gangart verfaßt. Die Konzentration auf die S&M fällt hier weg, auch geht es nicht so sehr darum, die illustre Hochglanzwelt von Christian Grey zu zeigen - gleichwohl die Damen in Bangkok auch ständig der Überlegung fröhnen, wie sie den Tag, jeden Tag mit Annehmlichkeiten verbringen. Nach dem sehr expliziten Auftakt in "Die Schule der Lust" folgt dann in der zweiten Hälfte die theoretische Fundierung des "neuen Gesetzes", welches von Mario induziert wird in Emmanuelle. Diese Ideen passen gut in die 1970er, mit freier Liebe, Kommunen etc. Allerdings hat E.Arsan diese Bücher schon Ende der 1950er bzw. 1960 verfaßt. Der zweite Teil "Die Kinder der Liebe" gibt noch ordentlich drauf: da wird praktisch nichts mehr ausgelassen an Tabus - allerdings stets gewaltfrei, ohne Peitsche und Handschellen.