Donnerstag, 6. Dezember 2012

Gelesen, geschossen, vergessen?

Ich war müßig und habe nicht wie es sich gehört, nach der Lektüre von "Der Fangschuß" die eine oder andere Notiz angefertigt, solange das Gelesene noch frisch ist, ein paar Worte drüber in diesem kostenlosen Blogspot spotblog verloren. Stattdessen ein andres Buch gelesen und noch eines. So, und nun gehe ich durch die angestrichenen Stellen und erinnere mich vage, daß eine Geschichte im Baltikum um eine Frau, die hoffnungslos liebt solange, bis sie sich vom Angebeteten zu einem raschen Schluß verhelfen läßt. Aber viel davon habe ich schon vergessen (was daran liegt, daß ich derzeit für einen Film drei, vier Tage brauche, für ein Buch endlos). Zum Schluß haben sie geschossen!

Zur Entschädigung hier ein paar Stellen, die ich für mich gefunden habe:

"Es war die Dämmerstunde, in der schöne Seelen zu Bekenntnissen und Verbrecher zu Geständnissen neigen und in der selbst schweigsame Menschen gern Geschichten erzählen oder Erinnerungen auskramen, um nicht einzuschlafen."

"...neben der üblichen Anzahl von Narren, Propheten, Spielern, anständigen Leuten, braven Burschen, Trotteln und Trinkern" (Wo sind wir hier bitte?! In einer .aufirma?)

"...die schlaueren besorgten sich offensichtlich dort Winterquartier, wo es noch einen mehr oder minder unberührten Vorrat von Weinflaschen und jungen Mädchen gab"

"Warum verlieben sich Frauen immer wieder in Männer, die ihnen das Schicksal nicht bestimmt hat, so daß diesen nur die Wahl bleibt, wider das eigene Wesen zu handeln oder sie zu hassen?" (und vice versa)

"Für sie gab es sehr bald nur noch mich, als wären die übrigen Menschen um uns herum nur dazu da, die Staffage für die beginnende Tragödie abzugeben"

"Ich hoffe, [sie] hat sich an jenes Leben, das wir Seite an Seite führten, ebenso wie ich, ein paar schöne Erinnerungen bewahrt. Es ist übrigens nicht sehr wichtig, da sie nicht lange genug gelebt hat, um ihre Vergangenheit auf Zinsen zu legen" (Diese Ansatz gefällt mir: man erlebt etwas, um das dann als Vergangenheit anzulegen und später davon Zinsen in Form von Rückblenden auf die 'wilden Zeiten' oder andere postadoläszente Zwangsjunglichenereignisse zu kassieren. Allerdings gilt zu beachten, daß die EZB (=Emotions Zurückgabe Bereitstellung) derzeit und noch länger ganz geringe Zinsen auf Erinnerungen gibt, was auch mit der Hyperinflation der Erinnerungsgegenstände, speziell digitaler Art, zu tun hat)

"Sie war zu jung, um schon zu wissen, daß das Leben nicht aus plötzlichen Aufschwüngen und hartnäckiger Standhaftigkeit besteht, sondern aus Nachgeben und Vergessen. In diese Hinsicht wäre sie immer jung geblieben, auch wenn sie sechzig Jahre alt geworden wäre"

"Eine so vage Beziehung wie die unsere ist übrigens fast immer unzerstörbar"

"Statt von Liebe zu sprechen, sprachen wir über Liebe und täuschten uns mit Worten über eine innere Unruhe hinweg, die ein anderer durch Taten beseitigt haben würde und der wir uns in unserer Lage nicht durch Furcht entziehen konnten"

"[jener] zog als erster seinen Vorteil aus dieser Phase, die bei verliebten und unbefriedigten Frauen ebenso unvermeidlich eintritt wie die Schüttelperiode bei Paralytikern"

"...und jeden Morgen sah ich eine Frau vor mir, die verzweifelt war, weil der Mann, den sie liebte, nicht derjenige war, mit dem sie schlief"

"Jetzt, da sie tot ist..., ist es mir eine Genugtuung, wenigstens einmal diesen Mund und dieses harte Haar geküßt zu haben. Diese Frau war wie ein großes Land, das ich erobert, aber nie betreten habe."


"Heute finde ich, daß das Unglück die Dinge damals gar nicht so schlecht geregelt hat"

"In diesen Dingen wie in vielen anderen fehlte es mir außerdem an Spürsinn"