Montag, 28. März 2011

Hartgesotten?

Nach alledem: ist man hartgesotten? Ich nicht. Ich muß sagen. Die gegenwärtigen Geschehnisse in der Welt nehmen mich sehr mit. Obhinschon Bewohner eines Eilandes, deren Behauser nachgesagt wird, sie seien Selige, ist die Empathie für die Ereignisse in Japan und Libyen nicht einfach zu ertragen. Man hört die Nachrichten, stündlich, täglich, und nie wird etwas besser. Leute werden geopfert, verrecken, zählen nicht, sind Nummern. Daneben lese ich ein Buch, das, zu einer Zeit noch vor dem ersten A-Bombenabwurf (der auch dieselbe Insel traf; schlägt der Blitz wirklich zwei Mal ein?) entstanden, noch viel mehr Grausamkeiten enthält: und trotzdem verzweifelt man daran zu glauben, irgendjemand wäre gescheiter geworden. Im Endeffekt: nein. Und so sitze ich vor dem Radiogerät, blättere in der Zeitung, aber auch diverse, pikante Schmankerl (Strasser, Petzner) können nur kurz hinwegtäuschen. Ausblenden und Vergessen: beides schwerer, als gedacht.

Montag, 21. März 2011

Liebe auf den ersten Anschlag

Vor zwei Wochen hat sie Einzug gehalten. Sie, eine ältere Dame, schon gut 50 Jahre auf dem Buckel, und mit nicht wenigen Macken. Da hängt mal das "e", da wird das Band nicht gleichmäßig zurückgespult. Aber das Schreiben mit ihr ist einfach eine geniale Erfahrung und mit einem Computer nicht zu vergleichen. Schreiben ist da wirklich noch Arbeit. Aber die Belohnung folgt auf den Fuße. Und der Klang selbst. Nicht dieses sterile Klicken einer Computertastatur. Hach ja, schmacht, das muß Liebe sein.

Mittwoch, 2. März 2011

Commedia dell´arte oder Dramma per musica

Personen in diesem Stück:

- SIE: Protagonistin, Heldin, Herzdame
- ER, ihr Liebhaber: sich zu den Menschen herabgelassen habende Gottheit von bisweilen ungeschauter Männlichkeit, Herzkönig
- die Nebenbuhlerin: trifft in diesem Schauspiel erst auf den Liebhaber (Gefahr, seiner Attraktion nicht widerstehen zu können; eine Gefahr, der selbst die allerheiligste, keuscheste Nonne auf dem Erdboden unterliegt), Pikdame
- die Andere, auch eine enge Vertraute von IHR, Karodame
- ein wohlhabender Edelmann niederer Herkunft, Verehrer und bald schon Verlobter der Anderen, Itell Reding
- Gesindel und Gefolge des Herzkönigs, darunter sein steter Begleiter und Stallmeister Rudolf Harras
- der Alte, Erzähler, in dunkelgraue, schäbige Kutte gehüllt

I. Vorabend vor dem Ball

- SIE: ich bin, zugegeben, wegen morgen aufgeregt, aufgewühlt
- der Alte: etwas bereitet Dir Sorge, Kind?
- SIE: Gewiß, Pikdame, sie ist, seit von Dannen sich gemacht von ihrem Pikbuben, brandgefährlicher als jedes dürre Stroh im trockensten Sommerwind. Mag sein, daß sie nicht so unverschämt ist. Aber wer weiß?
- der Alte: Hat sie ihn geblickt?
- SIE: Ichselbst war des Leichtsinns, IHN und die Pikdame aufeinanderprallen zu lassen. Hastig sog sie den verbrannten Tabakrauch in ihre Lungen, nur um mir dann aufgescheucht Bericht zu erstatten. Er gefalle ihr, so sie.
- der Alte: Nie kannst Du wissen.
- SIE: Nie!

SIE blickt zum Gewölbe hoch. Sinniert.
- SIE: Pikdame und Karodame ungebremst im Konversationswahn...
- der Alte: Wie sprichst Du über die Deinen!
- SIE: ...sind nicht zu bremsen, untergehen werd´ ich. Untergehen.
- der Alte: Wertheimer.
- SIE: Nicht so. Oder doch. Sie sind der feinen Konversation freilich nicht in solch einer Virtousität mächtig, können auf der Klaviatur der Worte nicht so fingerfertig tanzen wie ein Glenn mit Tönen.
- der Alte: Was gedenkst Du zu tun?
- SIE: Wenn ich wüßte. Eines nur, zur gekommenen Zeit wird mir klaren Auges gewahr werden, was es gespielt haben wird.

SIE geht ab. Der Alte bleibt zurück.

- der Alte (zu sich beim Anblick des Nachthimmels): Die Gestirne, sie lügen nicht. Das haben sie nie. Gelegenheiten tun sich auf. Sie wird ringen müssen mit allen Mitteln, alles in die Waagschale werfen, ihr feinstes Geschmeide anlegen, großzügig sein, wortgewandt und lieblich und lustig. ...was es gespielt haben wird.