Dagegen ist männliches Begehren ja langweilig wie eine lineare Funktion, die (monoton langweilig) anwächst und dann entweder Erfüllung findet oder zusammenfällt, um von Neuen (vielleicht an anderer Stelle zu starten). Weibliches Begehren ist etwas, das seit geraumer Zeit unter den Teppich gekehrt wurde, war quasi nicht existent. Später war es klar, dass es so etwas gibt, aber von der Nicht-Existenz führte der Weg zu Fragezeichen. Wenn man nun Lisa Taddeos neues Buch "Three Woman liest", ist man im ersten Moment von der fesselnden, sehr kraftvollen Erzählweise mitgerissen und denkt: okay, das sind besessene Frauen, Ausnahmefälle, zu krass, um in der Breite vorzukommen. Aber wenn man einmal nur den nach außen sichtbaren Teil betrachtet, denkt man sich: zwar auf ihre spezielle Art eigen, aber so eigen, wie irgendwer. Sprich: davon gibt es viele, nur eben mit anderem Begehren. Und es ist auch zu sehen, dass weibliches Begehren viel komplexer, langanhaltender, und damit auch viel intensiver und kräftiger ist, als Männer. (Frau Taddeo sagt ja selbst im Vorwort, dass männliches Begehren nicht viel hergibt.) Lernen kann man aus diesem Buch nichts, außer, dass man nichts lernen kann. Einzige Lektion vielleicht: nur weil ein Mann simpel wie ein Kieselstein denkt, durchschaubar und offensichtlich, muss das für Frauen nicht so gelten. Also: in größeren Bögen denken, kein divide and conquer.
Lisa Taddeo: Three Woman.
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