Er zeichnet gerne Karten. Von seiner Heimatregion, davon wie sie vielleicht mit dem sprachlichen Mutterland vereinbart wird, auch, damit er die Übersicht hält. Aber hält er, Askar, die Übersicht über die Menschen und Beziehungen zu ihnen? Hat er dafür eine Karte gezeichnet? Wie die Landkarte durch den Krieg verändert wird (und dann wieder zurückverändert), so macht auch die Karte in Askars Herzen Änderungen durch. Misra ist immer wichtig auf seiner Karte, aber wo und wie nah sie ist, und was zwischen ihn und sie passt, ist veränderlich. Dabei ist das ganz natürlich: wir alle machen solche Änderungen durch und positionieren die Menschen immer aufs Neue, fügen welche hinzu, rücken von welchen ab. Ganz abgesehen davon, haben auch diese Menschen wieder Karten von ihrem Herzen, aber ganz andere. Und während der eine die andere ganz nah sieht, ist er für sie gefühlt am anderen Ende der Welt. So, als ob man das Treibholz auf einem Fluß kartografieren wollte.
Nurruddin Farah: Maps.
Sz-Bibliothek Bd.66