Dienstag, 22. Juli 2014

Geradeaus ins Verderben

Alles was Sie immer schon wissen wollten. Über die Liebe. Über die Ehe. Über die Ausschweifungen. Über die Anatomie des Ehestreits. Über die Wirkung von Musik. Über Eifersucht: All das erfahren Sie hier. Nicht. Nicht ganz, sagen wir mal, aber der Weg ins Verderben wird begründet dargelegt. Und keiner warnt einen vorher! Und warum, fragen Sie? Es ist so, wie wenn sie aus einer billigen Schaustellerei einer bärtigen Frau mit Seehund kommen, welche nur ein verkleideter Mann und sein Hund war, wofür sie einen Franc löhnten, und der Prinzipal dieser Posse sagt zu den nächsten Gästen mit Blick auf Sie gerichtet: nun, Monsieur, es war doch den Franc wert, nicht wahr. Wer sagt da schon: ich war so dumm, zu zahlen für diesen Unfug. Und so endet der Zug jener nicht, die den Weg beschreiten: Zugegeben, etwas übermoralisieren tut er schon, der Posdnyschow, und damit seiner Erdenker. Ins Heute übersetzt, hätte dieser Roman auch nur annähernd die Wucht, die er hat? Eifersuchtsmord? Lange out, bestenfalls Scheidung mit vierzehntägigem Besuchsrecht. Und die Gefahren der Musik werden auch weniger drastisch eingeschätzt als: "Geht es an, in einer Gesellschaft, inmitten dekolletierter Damen, dieses Presto herunterzuspielen, zu applaudieren und hinterher Gefrorenes zu essen und den letzten Klatsch zu besprechen? Solche Stücke dürfte man nur bei bestimmten Gelegenheiten spielen, wenn bestimmte, dieser Musik entsprechende Handlungen zu vollbringen sind – spielen und vollbringen, und zwar das vollbringen, wozu diese Musik gestimmt hat."

Lew N. Tolstoj: Die Kreutzer Sonate.

Dienstag, 15. Juli 2014

Leichter Sommer die dritte

Na schön, zwar wird gemeckert, aber ich habe mir auch den fehlenden zweiten Band "Tresortage" reingesogen. Gleich gesagt: nicht so gut wie "Treppentod", weil schon die Userdialoge einsetzen. Dafür trifft man alte Bekannte wieder, Klaus Pichler, seine Direktoren, seine Spezln Wichmann, Usun und Yldirim, man trifft Bier und Kebab wieder und das Tagblatt. Dieser Serieneffekt zieht dann doch, obgleich man sich streckenweise mit den Dialogen aufgehalten fühlt. Aber es ist ja Sommer. Und wenn schon die am Umschlag angeführte Eigenreklame "... seit Treppentod das lustigste Buch in Österreich" etwas vermessen klingt, mit einer winzigen Korrektur stimmt es gewiß: "... seit Treppentod das lustigste Buch in Österreich von Lutz Sommerfeld".
Aber ich sag´s gleich: sollte der Sommerfeld wieder ein Buch herausbringen und unsere Bücherei es anschaffen, dann werd´ ich auch das lesen.

Lutz Sommerfeld: Tresortage.

Montag, 14. Juli 2014

Leichter Sommer die zweite

Ob des sommerlichen Wetters habe ich mich zur Fortsetzung meiner Lektüre der Sommerfeld-Reihe entschlossen und nebst dem Haas auch das Sommerfeld Buch "Treppentod" aus der Bücherei mitgenommen. Es stellte sich heraus, daß anscheinend auch bei Büchern der erste Teil immer der bessere ist. Auf die leidige Ansprache des Lesers (bei Tunneltod) wurde großteils verzichtet. Man hat den Eindruck, als sei dies die Geschichte, die dem Autor längste Zeit vor Augen geschwebt ist. Sicher, auch sie fällt dem Urteil "leichteste Sommerlektüre" anheim, aber warum nicht. Der Schmäh ist zwar recht oberflächlich und schafft keine lokale Differenzierung (kein spezifisch steirischer Schmäh), aber für einen Deutschen! Garnicht schlecht! Da sind dann auch die diversen Rechtschreibfehler kein Problem, dass und das ist ja ohnedies weitverbreitet unverstanden. Und Standard mit hartem "t" am Ende... Was mich dann auch noch irritiert hat, war die Namenswahl des Klaus-Pichler-Kollegen, Martin Bormann. Beim Lesen dachte ich mir: kommt mir irgendwie historisch bekannt vor. Hat der mit R.A.F. zu tun? Nachgegoogelt und nicht ganz richtig RAF: hat mit NS zu tun, Kriegsverbrecher. Ist halt schon unglücklich gewählt, wenn Vor- und Nachname übereinstimmen. Mich wundert, daß die bei der Korrektur kein Programm haben, wo so was automatisch geprüft wird.

Lutz Sommerfeld: Tresortage.

Sonntag, 13. Juli 2014

Wie im Film. Nur besser.



Jetzt ist schon wieder was ausgelesen. Aber pass auf. Das war kein normales Buch. Ein skurriler Krimi ist die eine Sache. Und Schmäh verpacken, auch klar. Jetzt sprachlich auch noch hochgradig gelungen und wertvoll, mein lieber Freund! Für den Brenner hat man ja auch ein klares Bild vor Augen, der Hader, und die Stimme aus dem Off, die was am Anfang von den Filmen erzählt, die hat man auch im Ohr. Und so wird dieser Krimi sehr lebendig. Die Gedankenzüge vom Erzähler werden noch übertroffen: vom Brenner seinen. Und den Dialogen.
Das Themenfeld Tierschutz – Wien – Spendensammler – Kleinkinder- Augarten hat er auch schlau zusammengewählt, der Haas. Dabei mußte er garnicht auf den Abgründen herumreiten, da reicht schon die Oberfläche mehr als dreimal. Ein Buch genial bis dort hinaus. Mehr her damit.

Wolf Haas: Wie die Tiere.