Das ist jetzt natürlich eine Frage. Soll man ein Werk im Spiegel der Zeit betrachten, in der es entstanden ist, oder vielmehr fragen, schauen, wie es sich schlägt im Heute. Wenn dann das Werk eine Fundgrube an sprachlicher Finesse ist, der freilich kein Mief einer oder jener Zeit anhaftet, nimmt man das gerne gegenwärtig. Bei Botho Strauß werden außer Paaren und Passanten andere Themen aufgeworfen und behandelt, lose und doch in einer großen Klammer. Ihm zu widersprechen ist trotzdem nicht einfach, dafür ist er einfach zu geschickt im Wortgebrauch, und dann, doch nicht eine Sache zu Ende bringend, zu vorsichtig mit den Urteilen. Jedenfalls großes Lesevergnügen.
Botho Strauß: Paare, Passanten. Sz-Bibl. Bd.38
Donnerstag, 19. Januar 2017
Dienstag, 10. Januar 2017
Altmeisterliche Spione in schillernden Farben
John Le Carre ist ein klingender Name, und ich hatte zuletzt etwas vom Nachtportier (oder -manager) gehört und wollte nun auch ein Exemplar aus seiner Feder zu mir nehmen. Unvoreingenommen, war ich vom Schreibstil bald eingenommen. Dieser locker-leichte Stil in Gegenwart zieht mich gut rein. Irgendwann bei der Hälfte wurde klar, daß sich das Buch eben nicht in rasch folgenden Sequenzen verliert, sondern von Szenen lebt, von Dialogen. Die Handlung, der man zu Beginn so vehement zu folgen trachtete, ist genau genommen platt: alles geht nach Plan, zum Schluß explodiert mal eben unauffällig das Flugzeug. Für meinen Geschmack dominieren hier die Farben über der Darstellung, aber das Lesevergnügen ist trotzdem da. Und dann der Blick in die Flappe: der gute Mann war an die 80, als er "Verräter wie wir" schrieb. Also entweder hat ihm da ein (guter) Geistschreiber unter die Arme gegriffen, oder sonst: Hut ab. Wie wird unsereins mit 80 schreiben, oje, daran wollen wir garnicht denken.
John Le Carre: Verräter wie wir.
John Le Carre: Verräter wie wir.
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