Eine lineare Handlung in einem Buch, wo es ohne Plot-Twists und allen übrigen kleinen Tricks, die heute so en vogue sind (auch der Plot-Twist vom Plot-Twist) hergeht, stellt man sich langweilig vor. Aber die Wahrheit liegt da viel näher dran, als an konstruierten Achterbahnfahrten, an Auf- und Abs. Auch ohne die Lektüre von "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" weiß man schon ungefähr, in welche Richtung (bergag) es geht, wenn man mal den Drogen zuspricht. Aber der gnadenlose Verlauf, den es nimmt, wenn man erst einmal auf H. eingelenkt hat, ist schon monströs. Es geht in schrittweise, aber monoton abwärts. Die Stadien kennt man von der Scene, auch den Entzug, der aber nur eine Plattform, wo es eben geht, ist, nie geht es jemals bergauf. In der Scene ist man dann auch zu Hause, obwohl es nicht so richtig harmonisch abgeht, aber was hat man sonst? Wo endet der lineare Abstieg? Der endet lange nicht, denn der Mensch hält viel aus, und er fällt auch tief. Jedes Mittel ist recht, um die vierzig Mark für ein halbes Halbes zu beschaffen. Für manche endet es mit dem Goldenen. Andere wursteln sich durch, kommen aber nie mehr richtig los.
Jetzt ist die H.-Welle schon eine zeitlang her, und man liest nicht mehr täglich darüber. Aber sind die Leute wirklich psychisch robuster geworden? Wohl kaum, aber die Mittel wurden weiterentwickelt, Psychopharmaka machen einen längst nicht so schnell alle wie H. Und, ist das besser? Ja.
Christiane F.: Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
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