Man nehme einen Buchtitel, unter dem man sich wenig vorstellen kann, der aber jedenfalls auffällt, sagen wir "Die Verteidigung der Missionarsstellung". Dann noch einen Autor, den man ob seiner Brenner Romane liebt. Und dann läßt man sich kräftig überraschen. (Ich gehöre zu jenen Lesern, die über ein Buch vorweg nichts wissen wollen. Ich lese nicht mal den Flappentext.Ist so eine Marotte von mir). Und es startet gleich mit einem spritzigen Dialog mit Sachen, die Ben fast gesagt hätte. Noch ist man naiv. Doch dann biegt der Text auf Seite 19 ab. Und damit startet eine Reihe von Elementen, die den Text selbst als Gestaltungselement einbeziehen. Ganz toll der Fahrstuhl! Zugegeben, das hab ich erst beim dritten Anlauf kapiert. Auch seitenweise chinesisch, ganz toll. Das mit der Metasprache wird da sehr wörtlich genommen, aber Platz im Buch wird eingespart, indem die endlosen Beschreibungen des Hintergrunds mit Anweisungen an den Autor selbst in eckigen Klammern, wie er es später machen sollte, auf ein stichwortartiges Minimum beschränkt werden. Die Rede mit dem Leser ist ohnedies ein weiterer Gegenstand, etwas, das ich in größerer Dichte an sich nicht so toll finde. Aber Haas hat es geschafft, trotzdem nämlich!, eine coole, witzige Story voranzutreiben, die vor Ironie und Wortwitz nur so strotzt.
Wolf Haas: Verteidigung der Missionarsstellung.
Donnerstag, 13. November 2014
Mittwoch, 12. November 2014
Sch_sgebote
"Schoßgebete" war vor einigen Jahren in aller Munde, weswegen ich nicht lange überlegte, als ich es im Buchregal unter "DR.ROC" entdeckte . Von der Autorin von "Feuchtgebiete" wußte ich schon, daß man sich auf einiges gefaßt machen mußte. Aber irgendwie kam ich mit dem Buch nicht zurande. An Fundorten läßt sich anführen: Erotik und Partnerschaft aus Sicht der Frau, eine psychisch massiv gestörte Frau, die Darstellung moderner Strömungen/Stöhrungen (Kindererziehung, Essen, Therapie, Religion) und der Unfall.
Obgleich die Bereiche verwoben sind und jeweils eines das andere oder der Unfall alles erklärt, hat mir das Buch bis zur letzten Seite nicht klarmachen können, wohin die Richtung geht. Ebenso ist die sehr einfach gehaltene Schreibweise einer Themenvielfalt solcher Kraft auch nicht angemessen. Der Text nimmt sich vor dem Inhalt völlig zurück, und dafür gibt der Inhalt dann auch nicht genug her. Vermutlich, um aus den Gegenständen einen Gegenstand zu gießen, hätte es deutlich mehr Umfang bedurft. Frau Roche hat den Teig nicht lang genug gerührt, er ist bröselig! Aber mir drängt sich ja der Verdacht auf, daß hier für den Verkauf geschrieben wurde, nicht für den Leser. Denn Aufmerksamkeit generiert wurde mit der Erotikkomponente, und diese war nicht buchfüllend, also wurde Elizabeth zur völlig Verrückten gemacht und eingebaut, was die Autorin an ihren sehr heutigen Freundinnen stört.
Charlotte Roche: Schoßgebete.
Obgleich die Bereiche verwoben sind und jeweils eines das andere oder der Unfall alles erklärt, hat mir das Buch bis zur letzten Seite nicht klarmachen können, wohin die Richtung geht. Ebenso ist die sehr einfach gehaltene Schreibweise einer Themenvielfalt solcher Kraft auch nicht angemessen. Der Text nimmt sich vor dem Inhalt völlig zurück, und dafür gibt der Inhalt dann auch nicht genug her. Vermutlich, um aus den Gegenständen einen Gegenstand zu gießen, hätte es deutlich mehr Umfang bedurft. Frau Roche hat den Teig nicht lang genug gerührt, er ist bröselig! Aber mir drängt sich ja der Verdacht auf, daß hier für den Verkauf geschrieben wurde, nicht für den Leser. Denn Aufmerksamkeit generiert wurde mit der Erotikkomponente, und diese war nicht buchfüllend, also wurde Elizabeth zur völlig Verrückten gemacht und eingebaut, was die Autorin an ihren sehr heutigen Freundinnen stört.
Charlotte Roche: Schoßgebete.
Dienstag, 11. November 2014
Breaking Good!
Grundsätzlich: ich kann Fernsehserien nicht leiden. Seit Magnum, Model und der Schnüffler und McGyver habe ich keine Serien mehr halbwegs durchgehalten. Und dann bin ich per Zufall über die ORF Vorschau für eine neue Serie gestolpert, und es klang interessant: Chemielehrer mit Lungenkrebs kommt vom rechten Weg ab. Also schau ma, dann sehn wir. Und so kippt man rein. Nicht gleich, ein paar Folgen lang fühlt man sich unnötig auf die Folter gespannt, doch dann beginnt der Serieneffekt zu greifen, man kippt förmlich rein.
Der Erfolg liegt ja nicht in der Handlung alleine: wo immer das Schlimmste geschieht, meist gleich parallel auf mehreren Fronten (Jesse, Hank, Skyler, Kartell, Gus) oder wenn es einmal positiv läuft, schwingt stets mit: der Schein trügt. Geht es zu glatt, greift der Zufall: nach dem erfolgreichen Bahnraub vermiesen die letzten Sekunden und Todd´s Tat den Schluß. Die Wahl des Erzähltortes ist überaus klug gewählt, denn die Kraft der dort erzielbaren Bilder ist mächtig. Fein auch, wie der Seher dahin erzogen wird, auf jedes Detail zu achten. Eine Einstellung für eine Sekunde zu lang regt Verdacht. Mit Lob für die Komposition der Charaktäre werde ich hier ohnehin nicht fertig. Jede und jeder für sich, Jesse, Skyler, Walt junior, Hank, Marie, Gus.
Ich bin beim Sehen dem Tempo des ORF treu geblieben, heißt, zwei Folgen pro Woche. Damit hat sich der Effekt noch verstärkt, da die dichten Folgen sechs Tage Zeit zum Setzen hatten. Über Monate hatte ich mir solcherart ein Ritual angeeignet, und nun ist Schluß. Ich falle in ein Loch!
Der Erfolg liegt ja nicht in der Handlung alleine: wo immer das Schlimmste geschieht, meist gleich parallel auf mehreren Fronten (Jesse, Hank, Skyler, Kartell, Gus) oder wenn es einmal positiv läuft, schwingt stets mit: der Schein trügt. Geht es zu glatt, greift der Zufall: nach dem erfolgreichen Bahnraub vermiesen die letzten Sekunden und Todd´s Tat den Schluß. Die Wahl des Erzähltortes ist überaus klug gewählt, denn die Kraft der dort erzielbaren Bilder ist mächtig. Fein auch, wie der Seher dahin erzogen wird, auf jedes Detail zu achten. Eine Einstellung für eine Sekunde zu lang regt Verdacht. Mit Lob für die Komposition der Charaktäre werde ich hier ohnehin nicht fertig. Jede und jeder für sich, Jesse, Skyler, Walt junior, Hank, Marie, Gus.
Ich bin beim Sehen dem Tempo des ORF treu geblieben, heißt, zwei Folgen pro Woche. Damit hat sich der Effekt noch verstärkt, da die dichten Folgen sechs Tage Zeit zum Setzen hatten. Über Monate hatte ich mir solcherart ein Ritual angeeignet, und nun ist Schluß. Ich falle in ein Loch!
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