Einer könnte gewiß sagen, die Süddeutsche Bibliothek hat schon nicht wenige Bücher in sich, die den Zweiten Weltkrieg betreffen. Aber das eine: dieses Ereignis war auch zentral und prägend für das zwanzigste Jahrhundert. Und das andere: es gibt mannigfaltige Perspektiven und Verarbeitungsmöglichkeiten, von denen da Gebrauch gemacht wurde. In "Die schöne Frau Seidenmann" wird eines der meist gelittenen Länder ins Blickfeld gerückt, Polen. Aber der Ton ist nicht anklagend. Es sind Schicksale dieser Zeit, Menschen die handeln, wie sie meinen handeln zu müssen. Zwei Aspekte, die mir noch aufgefallen sind: die Breite der Charaktäre geht von Frau Seidenmann aus, nimmt aber letztlich auch Stuckler mit, den Leiter der Deutschen Polizei in Warschau. Und zum zweiten der Blick über den Tellerrand, wie geht die Geschichte weiter, was ist aus ihnen geworden? Sogar die Palästinenserfrage wird gestreift, die "ewige Nachahmung". Polen, Warschau, das Ghetto, der Glaube, die Besatzung, die Ernüchterung danach: ein Polnisches Panoptikum.
Andrzej Szczypiorski: Die schöne Frau Seidenmann.
SZ-Bibliothek Band 41.
Freitag, 5. Juni 2015
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen