Da ist auf der einen Seite diese Stadt: vom Geld regiert, korrupt, gierig, vergnügungssüchtig, dekandent - kurzum ein Paradebeispiel für einen Ort, den eine höhere Instanz (Götter, Gerechtigkeit) demnächst grob hinweg fegen wird. Und dann ist da der Vulkan, der letztlich das seine dazu beiträgt. Aber an einer Stelle sagt Plinius, die Natur sei gleichgültig, ob jemand sich mehr in Bescheidenheit geübt hätte und die Auslöschung weniger verdient. Und diese Stelle macht diesem dankbaren Sujet der verkommenen Stadt (Land, Gesellschaft, Kultur) und der gerechten Strafe einen Strich durch die Rechnung. Freilich hat man stets ein Orakel gefunden oder eine Gottheit (bzw. Sünden) herangezogen für Katastrophen. Aber das könnte auch als Erklärungsmodell abgetan werden.
Und damit können wir den Untergang vom Pompeji auch nicht auf die heutige Finanzkrise (oder eine andere Krise, suchen Sie sich eine aus) umlegen. Ja, die westlichen Gesellschaften sind dekadent ohne Gleichen: werfen Sie nur einen Blick auf das Haustiergeschäft, oder die Jugend, die nicht mehr weiß, was sie sich noch wünschen soll und künstliche Bedürfnisse braucht. Und Vorzeichen, daß es bald kracht? Die gab es in Pompeji. Nur keiner war sie zu deuten in der Lage, oder gewillt. Neben dem "echten" Helden Plinius hat Richard Harris auch noch Atilius die Rolle des Wasserbaumeisters verpaßt, der im Ansatz die Zeichen erkennt. Ein bißchen Hollywood-Katastrophenschinken-mäßig hört natürlich keiner auf ihn, bis es zu spät ist. Aber er rettet die Geliebte aus den Fängen des Bösen, der abgefackelt wird.
Falls das abgebraucht klingt: weit gefehlt. Alleine die äußerst interessante Perspektive aus Sicht des Wasserbaumeisters auf die Stadt und ihren Untergang ist die Lektüre wert. Spannend ist sie obendrein.
Richard Harris: Pompeji.
Donnerstag, 21. Mai 2015
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