Hier unter dem Titel "Lady Chatterley" erwartet man sich einen saftigen Erotikroman. Und was bekommt man? Viel mehr dazu. Da ist einmal eine Geschichte dahinter, die klar Spannung aufbauen muß. Die junge Frau und der kriegsversehrt gelähmte, aber trotzdem oberschichtsangehörige Gemahl, der sich vorstellen kann, ein Kind "auswärts" zeugen zu lassen. Solange die Frau ihm gehört. Und das Kind. Das geht natürlich völlig daneben. Aber mitverpackt bekommt man den Konflikt zwischen vergeistigter Welt und körperlicher. Die zeitgeistige Entwicklung der totalen Industrialisierung verbunden mit dem Entstehen der auf Geld fixierten Konsumgesellschaft. Und freilich auch eine feste Portion Emanzipation ist dabei: die Frauen fordern ihr Recht - auch im Bett. Somit Geschlechterkampf, der sich aber letzlich im Körperlichen auflöst. Ein gelungener Roman, der definitiv als Klassiker einzureihen ist. Übrigens, ein Blick auf eine aktuelle Verfilmung des Stoffes zeigt wieder einmal, wie die Übersetzung ins Bildliche einer guten Romanvorlage jeden Zahn zu ziehen in der Lage ist. Opulent und aufwendig insziniert, aber sonst sehr lau.
David H. Lawrence: Lady Chatterley.
Donnerstag, 11. Mai 2017
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