Sagt man den Kids: lebt mehr in der Realität, weniger in der virutellen Welt - dann ist das eigentlich schon nicht mehr richtig. Den die Realität ist jenes Gemisch, jener ständige Wechsel zwischen Bildschirm und tatsächlicher Umgebung. Oftmals ist die Realität dann schon fast lächerlich. Im Fall des Präsidenten (von Marc Elsberg) sehen wir das dann. Ein Bürokrat von Richter zählt die Buchstaben des Gesestzestextes, derweil draußen, von Social Media befeuert, die Post abgeht. Einmal mehr betont Elsberg (nach Zero), wie stark die Manipulationsmöglichkeiten (etwa durch Fake news oder Deep fakes) sind, vor allem in Kombination mit der Kraft der Bilder. Und dann ist da natürlich noch das Tempo. Und das kommt dann viel schneller als ein Bumerang zurück in die Realität (wie unsere Dana rasch erkennen muss). Eigentlich erschreckend, welche Macht wir an die digitalen Kanäle abgegeben haben. Wem soll man da noch trauen, was glauben? Wer hat eigentlich die Macht? Was richten internationale, formale Einrichtungen (bei Elsberg der ICC, könnte aber auch die WHO sein) eigentlich noch aus, wenn sie sich an Regeln halten müssen, an Grenzen, während digital die Post abgeht?
Hier ist Elsberg wieder ein spannendes Buch mit aktuellen Themen gelungen. Bei seiner rasanten, unaufgeregten Erzählweise ist er geblieben: ich freue mich schon auf das nächste Buch von ihm. Vielleicht mal die Pandemie literarisch verwursten?