Mit dem geschriebenen Wort kann man den Tonfall nicht mitliefern, der hinter "Was für ein Idiot!" stecken kann. Dies kann verächtlich gesagt sein, oder mit Begeisterung. Letzteres dann, wenn man ihn einfach liebt, den guten, netten Idioten, nennen wir ihn Ljow Nikolajewitsch Myschkin. Er ist einfach keine Konkurrenz für das Establishment der Oberschicht und all jener, die sich dazu wähnen. Ihn hat man gerne zum Freund: niedlich, naiv, nervtötend manchmal, entwaffnend ehrlich. Gerade in letzterem liegt aber dann doch eine Bedrohung: die Wahrheit. Etwas, das keiner hören möchte. Heute wie vor 150 Jahren nicht anders. Aber Unterhaltungswert hat er, und darum hält man ihn sich nah. Des Standes übertrüssige junge Damen finden Gefallen an ihm. Aber auch die vermeintlich böse Natasja benutzt ihn als Spielball im Doppel mit Rogoschin. Und da soll man nicht verrückt werden!
Aber wie rät uns der Autor: vielleicht sind manche Figuren in Roman etwas übertrieben, aber in verdünnter Form werden wir ihrer durchaus gegenwärtig. Und welchen Narren halten Sie sich in ihrem Freundeskreis?
Fjodor Michailowitsch Dostojewski: Der Idiot.
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