Anfangs war ihm das Tempo zu hoch. Von oben. Ein Leser, ein Bleistift. Er und das Buch. Wörter wie Stakkato, wie mit der Singer im Zickzackstich. Aber dann ist es spannend. Atemberaubend. Und das Tempo paßt zur Spannung. Fotograph, Jäger, Koch, Priester Clown. Alle gehen sie hops. Notfalls mit den Waffen einer Frau. Blum und Massimo. Blum der Racheengel. Blum und Aichner. Ein Schnelllesebuch jedenfalls. Eines, daß sich Lesen brennt, aber nicht unbedingt einbrennt. Dafür sind keine eindeutigen Bilder da. Auch die blutroten Seitenzahlen verbrauchen ihre Wirkung auf 444 Seiten. Dass der Aichner trotzdem erfolgreich ist, er paßt in die heutige Zeit. Schnell und hart.
(Möchte aber nicht ausschließen, wiedermal zu einem Buch von ihm zu greifen. So ein Quickie ab und an.)
Bernhard Aichner: Totenfrau.
Donnerstag, 19. November 2015
Dienstag, 10. November 2015
Wahllose Temporärbekanntschaften
Die verworrenen Wege vierer Menschen kreuzen sich in einer vom Krieg zerstörten Villa in Norditalien. Die vier haben völlig unterschiedliche Hintergründe, Herkunft und Geschichten - mit Ausnahme des 194_ global gleichen Nenners, des Krieges - und dann verbringen sie die Tage miteinander oder einander ausweichend. Zeit spielt eine untergeordnete Rolle. Und so kommt eben eins nach dem anderen zum Vorschein, nicht linear, alles andere als klar, alles vor der Kulisse, sie sogar zerstört einen malerischen Eindruck macht. Waren Sie je in einer ähnlichen Situation - natürlich abgesehen vom Krieg, Gott sei dank. Heute würde jeder zu seinem Handy greifen und kommunizieren. Aber nicht mit einander. Keiner würde die Geschichte des anderen teilen. Keiner müßte sich anpassen. So ein Handynetzausfall. Das wäre mal was.
Michael Ondaatje: Der englische Patient. Bd.23 SZ-Bibliothek.
Michael Ondaatje: Der englische Patient. Bd.23 SZ-Bibliothek.
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