Klassisch kommt von classicus, heißt mustergültig, vorbildhaft bzw. steht auch für einen vollendeten Stil, der dann nicht mehr besser werden kann. Sicher macht die Reihenfolge, in der man die Werke eines Autors liest, im Vergleich zur Entstehungsreihenfolge auch etwas aus. Weil alles nur Wahrnehmungssache. Das Ewige Leben von Wolf Haas, 2003 erschienen, ist, gleichwohl ich noch nicht alle Brenner Bücher gelesen, für mich die Vollendung von Haas´ unerreichtem Schreibstil. Die Verwendung seiner typischen wirtshaussprachlichen Elemente und Satzverkürzungen ist fein abgestimmt und präzise gearbeitet wie in einer Komposition, ja, fast schon wie in einer Syntax.
Jetzt, mit Philosophen hab ich´s nicht so. Weil warum. Ich habe einmal einen gekannt, der hat Philosophie studiert und war aber ein Spinner. Wenn er ein Wirtshausphilosoph gewesen wäre, gerne, danke. Aber auch das nicht. Und der hat mir den Begriff Philosophie gründlich und für viele Jahre verdorben. Aber beim Haas, das ist echt schon philosophisch, wenn er, um die Spannung zu erhöhen, Lebensweisheiten von sich gibt. Und wo man sonst bei einem Autor, der die Action mit überflüssigen Schilderungen über die genaue Oberflächenbeschaffenheit des Schnees hinauszieht, hudlert zu lesen beginnt, wird man beim Haas sofort eingebremst. Zu wertvoll diese Überlegungen, als sie zu überfliegen.
Und das Ende! Als hätte er´s selbst erkannt, der Ich-Erzähler, daß er jetzt die Perfektion seines Stils erreicht hat, wird er auch noch heldenhaft hinweggerafft. Aber nicht daß ihr jetzt glaubt, Erzähler tot, Brenner Bücher letzter Band. Nach sechs Jahren hat sich der Ich-Erzähler von der Reha zurückgemeldet. Und Hydn, Mozart, Beethoven haben auch nicht aufgehört, nachdem sie die Wiener Klassik stilistisch vollendet hatten. Wäre ja auch Blödsinn, wie wenn der Fliesenlegerlehrbube endlich Fliesen legen kann, soll er aufhören.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen